Vortrag: Freiwilligenarbeit in Indien, Nepal und weltweit – Ein Reisetrend zwischen Wohltätigkeit, Lifestyle und Ausbeutung

Vortrag: Freiwilligenarbeit in Indien, Nepal und weltweit – Ein Reisetrend zwischen Wohltätigkeit, Lifestyle und Ausbeutung

Wann:
27. September 2021 um 18:30 – 20:30
2021-09-27T18:30:00+02:00
2021-09-27T20:30:00+02:00
Wo:
Darmstadt
Offenes Haus des Evangelischen Dekanats
Rheinstraße 31
64283 Darmstadt
Preis:
Kostenlos

Die Deutsch-Indische Zusammenarbeit (DIZ) e.V. in Frankfurt, Karuna Deutschland e.V. in Essen und die Deutsch-Indische Gesellschaft Darmstadt-Frankfurt e. V. laden Euch herzlich zu spannenden Veranstaltungen im September ein. Unsere Veranstaltungsreihe Kritischer Blick auf die Entwicklungszusammenarbeit zwischen Indien und Deutschland“ umfasst vier Veranstaltungen.

Seit über 60 Jahren arbeiten Deutschland und Indien auf staatlicher Ebene entwicklungs- und wirtschaftspolitisch zusammen. Neben den großen staatlichen Akteuren sind auch zahlreiche Nichtregierungs­organisationen aus Deutschland und anderen Ländern mit ihren eigenen Entwicklungs­schwerpunkten seit Jahrzehnten in den Ländern des Globalen Südens aktiv. Was aber haben diese enormen Anstrengungen für die Menschen in Indien gebracht? Wurden Armut und Ungleichheit besiegt, Freiheit und Wohlstand für alle erreicht? Wir wollen, ausgehend vom Erbe der kolonialen Geschichte Indiens und anderer Länder, in die Gegenwart und die Zukunft moderner Entwicklungs­zusammenarbeit blicken und sie anhand praktischer Beispiele beleuchten.

Aktuell planen wir drei der vier Veranstaltungen als reale Treffen, wir hoffen sehr, dass dies möglich sein wird. Bitte denkt /denken Sie daran, den Impf-, Genesenen- oder Testnachweis mitzubringen! Die Teilnahme ist kostenlos, es ist jedoch jeweils eine Anmeldung erforderlich (franck@diz-ev.de).

Die vierte Veranstaltung unserer Veranstaltungsreihe „Kritischer Blick auf die Entwicklungszusammenarbeit zwischen Indien und Deutschland“ beschäftigt sich mit dem Thema Freiwilligenarbeit und Voluntourismus.

Referierende:     Benjamin Haas und Alice Blum

„Die Welt entdecken und Gutes tun“ – lautet der Werbeslogan einer großen Reiseagentur. Ein paar Wochen Freiwilligenarbeit in Indien oder Nepal kann man dort direkt aus dem Katalog buchen. Auch staatliche Förderprogramme wie Weltwärts bieten jungen Menschen die Möglichkeit, sich in sozialen Einrichtungen in sogenannten Entwicklungsländern zu engagieren. Nach der Schule oder im Studium im Ausland zu „helfen“ gehört für viele heute zu einem perfektionierten Lebenslauf dazu. Die Kritik an dem Konzept wächst jedoch. Besonders in Asien steht der Trend sogar im Zusammenhang mit Menschenhandel, da die voluntouristische Nachfrage zum Geschäftsmodell von sogenannten Waisenhäusern geworden ist. Freiwilligendienste und Voluntourismus reproduzieren dazu oftmals problematische Bilder wohltätiger, weißer `Expert:innen´ auf der einen und hilfebedürftiger Menschen des Globalen Südens auf der anderen Seite. Die jungen Menschen nehmen Positionen ein, beispielsweise in Schulen, für die sie nicht ausgebildet sind und die bspw. eine professionelle Praxis internationaler Sozialer Arbeit und Pädagogik konterkarieren. Somit stellt sich die Frage, wer hier eigentlich von wem profitiert?

Die beiden Vorträge nehmen eine kritische Analyse von Freiwilligenarbeit im Globalen Süden vor. Sie zeigen die Unterschiede der Formate auf und was sich ändern müsste und mit welcher Haltung Freiwillige ins Ausland reisen sollten, um postkolonialen Problematiken zu begegnen.

Alice Blum ist Sozialwissenschaftlerin und hat gemeinsam mit Dorothee Schäfer zu Voluntourismus und Freiwilligenarbeit im Globalen Süden geforscht.

Benjamin Haas ist Kulturanthropologe und beschäftigt sich seit vielen Jahren praktisch und wissenschaftlich mit Freiwilligen­diensten und Voluntourismus. Publikationsliste unter www.benhaas.de.

 

Gefördert durch ENGAGEMENT GLOBAL mit Mitteln des